Schiessen trotz Sehbehinderung

Das blinde Menschen Sport machen, dürfte manche überraschen, aber für einige doch bekannt sein. Typische Sportarten für blinde Menschen sind Schwimmen, Tandem fahren, Torball, um so einige zu nennen.

Das blinde Menschen schiessen, dürfte wohl nicht vielen bekannt sein.

Eines meiner Hobbies ist das Luftgewehrschiessen für blinde.

Ziel ist es mit einem Luftgewehr aus 10 Meter Distanz die Mitte einer Zielscheibe zu treffen. Die Luftgewehrscheibe ist eine 10-kreisige Scheibe mit einem Spiegeldurchmesser (schwarze runde Fläche) von 30,5 mm. Das bestmögliche zu erzielendem Ergebnis mit einem Schuss ist eine Zehn. Der Durchmesser dieser Zehn beträgt bescheidene 0,5 mm.

Damit das für blinde Menschen möglich ist braucht es eine spezielle Zieleinrichtung welche akustisch mit verschiedenen Tonhöhen die Nähe zum Zentrum angibt und ein sehender Betreuer, welcher einem beim Einrichten auf die Scheibe ausrichtet. Der Betreuer hat noch andere Aufgaben wie das Umstellen des Gewehres, falls eine andere Disziplin geschossen wird.

Ist man eingerichtet, sollte man beim Einnehmen des Anschlages auf die Scheibe zielen. Nun gilt es möglichst ruhig zu bleiben und den abgehackten ton zu finden, welcher nach dem höchsten Ton erfolgt.

Idealerweise richtet man sich so ein, dass man während des Zielens nicht suchen muss. Dies ermöglicht es bereit zu sein und beim erreichen des abgehackten Tones sauber und langsam den Abzug zu betätigen. Da wir hier im Milimeterbereich arbeiten, müssen die Bewegungen sehr sorgfältig ausgeführt werden.

Beim Schiessen gibt es mehrere Disziplinen.

Die Anspruchsvollste ist stehend frei. Da wird ohne jegliche Stütze in stehender Position das Gewehr gehalten und geschossen. Eine weitere ist liegend, sehende liegen hier auf einer Pritsche und stützen das Gewehr auf der linken Hand auf, wir blinde sitzen an einem kleinen Tisch. Zusätzlich ist das Gewehr mittels eines Riemens an der Jacke festgebunden. Beim Schiessen trägt man spezielle Lederkleidung, welche den Körper stabilisiert.

Was die Faszination des Schiessens ausmacht ist die unglaubliche Konzentration und das Körpergefühl was es braucht. Selbstverständlich ist der Betreuer auch wichtig. Zusammen bildet man ein Team. Er muss aufgrund meiner Beschreibungen mich oder das Gewehr so verstellen, dass sich das Zielen entspannt anfühlt. Nur bei einem entspannten zielen kann man den Schuss so auslösen, dass keine Bewegung entsteht. Hat man eine minime Anspannung löst man diese beim Schuss automatisch und dies führt dazu, dass der Schuss nicht dort auftrifft, wo er sein sollte.

Die Zieleinrichtung funktioniert mit einer speziellen Infrarotdiode und einer ultraschnellen Kamera. Diese rechnet das Zielbild in Töne um, die einem das zielen ermöglichen.

Das folgende Video gibt einen Einblick in das Training.

Auch hier zeigt sich, dass Technik für uns wieder etwas mehr möglich macht.

http://www.blinddurchsleben.com/wp-content/uploads/2019/06/medium.mov

Wie immer bin ich gespannt auf eure Reaktionen.

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