Nach langer Zeit kann ich wieder über eine neue Erfahrung berichten. In letzter Zeit war ich sehr mit meiner Musik beschäftigt. Von meinem Song «Take my Hand», welcher im Oktober neu veröffentlicht wurde, ist nun ein Videoclip in Planung.
In der Zwischenzeit habe ich eine Einladung erhalten Ende Oktober an einem Game-Festival mitzumachen. Ich sollte zeigen, wie blinde Menschen auch Computerspiele spielen. Ich war am Anfang etwas skeptisch, da ich noch einen geringen Sehrest habe und die bisherigen Spiele, welche für die gängigen Konsolen bekannt sind, nur sehr rudimentäre Barrierefreiheit anbieten. Ja, es geht langsam was, aber grundsätzlich hatte ich es immer noch meinem Sehrest zu verdanken, wenn ich das Spiel Ansatzweise spielen konnte. Die Xbox hat beispielsweise einen Screenreader, aber die meisten Spiele bleiben stumm. Vereinzelt wird in gewissen Spielen das Menüinterface vorgelesen und dies auch nur auf Englisch.
Ich stellte an diesem Festival vor, wie ich mit etwas Mühe Forza Horizon spielen kann. Ich konnte vorstellen, wie die Menüs sprechen und ein kleines Rennen fahren. Aufgrund von Corona waren nur etwa 20 Menschen anwesend. Irgendwie fand ich aber nach diesem Abend, dass doch Barrierefreiheit bestimmt in Spielen weitergehen würde, als nur diese rudimentäre Unterstützung.
Nach etwas Googeln stiess ich auf «the last of us part 2”, welches behauptet über 60 Optionen für Barrierefreiheit zu enthalten. Von einigen englisch sprechenden blinden Gamern wurde es sogar als das Barriere-freiste Spiel aller Zeiten beworben.
Etwas erstaunt machte ich mich in Foren auf die Suche nach Videos und Erklärungen. Nachdem mir auch deutsche Spieler bestätigen konnten, dass die Barrierefreiheitsoptionen in Deutsch verfügbar sind und selbst eine Sprachausgabe aktiviert werden kann, habe ich das Spiel gekauft.
Und wirklich, nach dem ersten Einschalten der Sprachausgaben wurden sämtliche Optionen vorgelesen. Und die Barrierefreiheit geht sogar über das Vorlesen hinaus.
Man hat ein ausgeklügeltes Navigationssystem, welches einem auf Wunsch automatisch in die richtige Richtung ausrichtet.
Jede Aktion hat einen eigenen Sound. In einem Sound-Glossar, kann jederzeit die Bedeutung der einzelnen Sounds nachgeschlagen werden. Beim Zielen wird man durch einen Ton unterstützt, und das System nimmt einem das grobe Zielen ab.
Wie stark die Hilfen eingreifen, kann individuell in den Optionen und vielen Untermenüs der Barrierefreiheit eingestellt werden. Auch Hinweise, welche zur Story gehören wurden vorgelesen, so dass die Story gut verfolgt werden kann.
Ich war ohne auf den Bildschirm zu schauen im Stande das komplette Spiel durchzuspielen. Die Spielzeit betrug ungefähr 35 Stunden.
Das Spiel blieb trotz den Hilfen herausfordernd, wurde aber nie zu leicht oder langweilig. Die Herausforderung und der Spassfaktor hielten sich sehr gut die Waage.
Und für mich, ja für mich war es ein Traum, ein Traum, der jetzt leider bereits zu Ende ist.
So ein Meisterwerk in Sachen Barrierefreiheit habe ich noch nie angetroffen.